Unser Kinderhaus

Der Name Ami-Melly -> ein kleiner geschichtlicher Ausflug

Konstanz um 1780 – das ist eine kleine, unbedeutende, nach Aussagen von Zeitgenossen „heruntergekommene“ Stadt, in der es viel Armut und wenig Arbeit gibt. Konstanz gehört zu Vorderösterreich und wird von einem österreichischen Stadthauptmann verwaltet, der dem Gemeinderat übergeordnet ist. Für die Armenpflege brauchte man wohl jährlich eine beträchtliche Summe aus den fürstlichen Finanzen. Deshalb werden zur Förderung des wirtschaftlich daniederliegenden Konstanz von der Regierung Vorderösterreichs 1785 in der Stadt hugenottische Emigranten aus Genf angesiedelt, die ihre Heimat aus weltanschaulichen und wirtschaftlichen Gründen verlassen mussten. Zu diesen gehörte unter anderen Jacques Louis Macaire de L’Or und Ami Melly mit ihren Familien.

Macaire errichtet eine Tuch-Fabrik in Konstanz, Ami Melly eine Uhrenfabrik. Ami Melly ist es auch, der zum Vorsteher der sogenannten Genfer Kolonie in Konstanz ernannt wird und sich um die Möglichkeit der freien Religions-Ausübung seiner Leute kümmert.

Konstanz ist nämlich rein katholisch – in der Zeit der Gegenreformation wurde alles evangelisch-religiöse Leben aus Konstanz vertrieben, und seit 240 Jahren gab es vor Beginn der Genfer Kolonie keine Evangelischen in Konstanz mehr.

Ami Melly ist Mitglied des ersten evangelischen Kirchengemeinderates. Als nach ein paar Monaten das erste Kind der kleinen evangelischen Kolonie (ca 228 Mitglieder) im Bethaus getauft wird, bekommt das Mädchen den Namen „Constanze“. Die evangelischen Neusiedler bemühen sich um einen guten Kontakt zu den Konstanzern, aber das Leben wird ihnen schwer gemacht – zu unterschiedlich sind Sprache, Glaube, calvinistischer Lebenswandel (d.h., ein bewusst christlich-sittliches und fleißiges Leben zu führen).

Nach 10 Jahren sind die verschiedenen Genfer Fabriken wirtschaftlich am Ende. Ami Melly kehrt nach Genf zurück und stirbt dort 1804 mit 63 Jahren.